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Weiterbildung muss für alle sozialen Schichten erreichbar und attraktiv sein
Er wirft einen genauen Blick auf die Bildung in Deutschland: Der nationale Bildungsbericht „Bildung in Deutschland“ bietet alle zwei Jahre eine systematische Bestandsaufnahme des deutschen Bildungssystems auf Basis von Daten der amtlichen Statistik und aus sozialwissenschaftlichen Erhebungen. Er greift die gesamte Bildungsspanne von der frühen Kindheit bis zur Erwachsenenweiterbildung auf und berücksichtigt Aspekte der non-formalen Bildung und des informellen Lernens.
In diesem Jahr – mit Zahlen aus 2022 – stehen die Erwachsenenbildung und sie berufliche Bildung im Fokus: Die Weiterbildungsbeteiligung in Deutschland bleibt insgesamt hoch, jedoch werden die selbstgesteckten Ziele nicht erreicht. 83 % der 18- bis 69-Jährigen haben in den vergangenen 12 Monaten formal, non-formal oder informell gelernt. Die non-formale Weiterbildungsbeteiligung stagniert bei 55 %, informelles Lernen bei 70 %. Das Ziel der Bundesregierung, die Beteiligung in der Altersgruppe 25 bis 64 Jahre bis 2030 auf 65 % zu steigern, wurde mit 54 % im Jahr 2022 noch nicht erreicht. Landesgesetzliche Freistellungen wie der Bildungsurlaub spielen nach wie vor eine geringe Rolle.
Ob Menschen sich weiterbilden, ist stark vom Bildungsstand und der beruflichen Stellung abhängig, da Weiterbildung häufig parallel zur Erwerbstätigkeit stattfindet. Männer und Frauen sind mittlerweile gleich stark an Bildungsaktivitäten beteiligt – abhängig von Vorbildung und beruflicher Stellung. Arbeitslose, Personen mit geringem Bildungsstand und Menschen mit internationaler Familiengeschichte sind in der Weiterbildung weniger zu finden, was auf verschiedene individuelle und situationsbedingte Faktoren zurückzuführen ist. Außerdem stehen nicht allen Gruppen gleichermaßen Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung, selbst wenn Bedarf besteht. Auch die Nutzung des Internets als Lernort variiert, besonders gering Qualifizierte und Personen über 65 beteiligen sich seltener an Online-Lernformaten.
Deswegen ist es uns als eEFB ein Herzensanliegen, mit niederschwelligen und vielfältigen Angeboten, Weiterbildung für alle erreichbar und attraktiv zu machen.
Seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine 2022 ist die Zahl der Teilnehmenden an Integrationskursen – auch das eEFB ist mit seinen Regionalstellen Anbieter – stark gestiegen, doch viele müssen lange auf einen Platz warten. Der Bericht weist auf eine Unterdeckung bei diesen Kursen hin, die auf mehrere Faktoren zurückzuführen ist.
Eine der Hauptursachen ist der Lehrkräftemangel, der durch die hohe Belastung und unsicheren Arbeitsbedingungen verschärft wird. 18 Prozent der befragten Lehrkräfte erwägen einen Berufswechsel, was die Situation weiter verschlechtern könnte. Zudem müssen die Kursträger trotz begrenzter finanzieller Ressourcen flexibel auf die steigende Nachfrage reagieren und tragen das Hauptrisiko bei der Durchführung. Die Autor*innen des Berichts stellen daher die Leistungsfähigkeit des aktuellen Kurssystems in Frage.
Der Bildungsbericht unterstreicht zudem die Dringlichkeit von Angeboten zur Alphabetisierung und Grundbildung für Erwachsene in den kommenden Jahren, basierend auf den Ergebnissen der jüngsten IQB-Erhebung und PISA-Studie. Trotz des Bedarfs fehle es an einer bundesweiten Grundfinanzierung für diese Programme.
Weitere Informationen und Download des nationalen Bildungsberichtes.